Montag, 14. Januar 2008

Mazda MX-5 2.0i 3rd Generation, limited Edition - Fahrbericht

Freunde der stilvollen Fortbewegung! Gleichgesinnte, der Auto-nicht-als-„Gebrauchsgegenstand“-Betrachter!


Ich fühle mich als Gastblogger nun erstmals bemüßigt - und es ist mir eine Ehre hier als Solcher wüten zu dürfen - die elektronische Feder zu schwingen um Euch von einem automobilistischen Erlebnis meinerseits zu berichten. So trug es sich zu, dass ich vor einiger Zeit, es war noch die Jahreszeit mit den vielen Sonnenstrahlen, einen Mazda fahren konnte…

Ich sehe förmlich die Fragezeichen über Euren Köpfen aufspringen, und das traut er sich erzählen??? Nun muss man sich an dieser Stelle einmal vor Augen führen, dass es ja Mazdas, also mehr oder weniger Brot und Butter Autos für Jedermann, und einen MAZDA gibt. Ihr wisst, wovon ich spreche, logisch, der MX-5 ist gemeint. Zumindest für mein dafürhalten eine absolut gültige Definition eines Roadsters. Obschon es irgendwie auch eigentümlich anmutet, dass Japaner damals in den 80ern woher auch immer die Gene für ein eigentlich Grund-britisches Fahrzeug aus dem Hut zauberten. Aber sie haben schon damals, wie man aus Berichten weiß, den Nagel genau auf den Kopf getroffen. Umso bemerkenswerter ist dann noch, dass sie es bis heute zu Wege gebracht haben, mit jeder Neuauflage des Autos immer wieder genau die richtigen Maßnahmen zu treffen und nicht in irgendeinen schwachsinnigen Trend einzubiegen. Wiewohl abzuwarten bleibt, was die Beugung gegenüber den Hardtop-Wahnsinnigen mit sich bringen wird.

Jedenfalls genug der Darlegung meiner Geisteshaltung, es geht ja schließlich ums Auto fahren. Der Protagonist meines heutigen Berichts: der Mazda MX-5 2,0i 3rd Generation, limitiertes Sondermodell! Die neueste Interpretation der Japaner also, wie sich Roadster fahren anspüren soll. Und dank einer streng geheimen Quelle hatte ich so ein Gerät gestern Abend vor meiner Tür stehen. Und da diese „Quelle“ ein fürwahr großes Herz hat, war es auch die Topmotorisierung mit für so ein Auto absolut ansehnlichen 160 Pferden, die sie da vor meinem Haus parkte.

Also eingestiegen in die suspected Rennsemmel und gefühlte 5cm über dem Boden seinen Hintern platziert. Der Blick fällt auf Rundinstrumente mit hängenden Nadeln – quite sporty – die Hände auf ein Dreispeichen-Multifunktions-Sportlenkrad mit richtigem Durchmesser und auf DEN Schalthebel auf dem breiten Mitteltunnel. Jeder, der die genannten schon zwischen seinen Fingern hatte, wird mir zustimmen: der MX-5 Schalthebel und der des S2000, die spielen in einer eigenen Liga. Also nicht länger warten, Schlüssel umdrehen und bereits beim Starten erfreut sich dein Mittelohr eines kernigen Sounds von Achtern. Das mit großer Freude in der Mittelkonsole entdeckte Bose-Soundsystem, das in dieser Version serienmäßig mit an Bord ist, drehst du also gleich einmal ab. Dann noch die Handbremse gelöst, wobei sich das etwas sonderbar anfühlt, zumal diese auf dem ganz rechten Rand des erwähnt breiten Mitteltunnels hockt, was sich für den Fahrer dann irgendwie anfühlt, als würde er versuchen, am Knie des Beifahrers die Handbremse zu lösen. Was regt er sich auf, bei seiner Beifahrerin, werdet ihr euch fragen, habt’s ja durchaus Recht, werde ich euch antworten, wäre die Beifahrerin da neben mir gesessen. Ihr war das Mitfahren mit mir aber offenbar nicht ganz geheuer und hat mir deswegen ihren Bruder auf den Soziussitz gepflanzt und damit solltet ihr meinen befremdeten Standpunkt verstehen. Also notieren wir, die Position der Handbremse geht nur abhängig von der Beifahrerin in Ordnung.

Anyway, weg mit der blöden Bremse, braucht man sowieso nicht in dem Auto, hat ja Heckantrieb! Das Fahren also. Mhm, fühlt sich geil an, der Vergleich mit dem Go Kart drängt sich von der ersten Kurve an so dermaßen impertinent ins Bild, dass man ihn einfach nicht verwerfen kann. Liegt super, wirklich. Kombiniert mit der Sitzposition fast am Asphalt, Weltklasse. Dabei kann ich eigentlich gar kein wirklich fundiertes Urteil abgeben, da ich leider nicht so lange fahren konnte, dass ich eine mir bekannte würdige Teststrecke aufsuchen hätte können...aber egal, dort gibt’s ohnehin so bissige Leitplanken…also nur bei mir in der Umgebung Kurven geräubert und Geraden mit den 160 absolut agilen Pferden aufgesaugt. Überhaupt gehört gesagt, dass sich die Motorcharakteristik absolut genial in das Gesamtpaket einfügt, das hat Hand und Fuß, keine Frage.

Der Motor selbst hat ja zwei Liter Hubraum, Drehmomentwunder darf man also keine erwarten, das heißt im unteren Drehzahlbereich spielt noch nicht viel Musik, ab ca. 3800 Umdrehungen kommst du dann aber auf deine Rechnung, da macht er richtig Spaß. Umso beeindruckender dann aber die Vehemenz, mit der er vor allem im ersten Gang gleich einmal zur Sache geht. Dank einer kurzen Übersetzung ist der beim Weg fahren so was von agil, das könnte im Stop and Go Verkehr schon gleich gefährlich werden…aber wer fährt schon Stop and Go mit dem Ding, die leeren und möglichst gewundenen Landstraßen, die sonst keiner nimmt, gilt es für den wahren MX-5 Fahrer zu suchen! Und dort gibt’s dann einen garantierten Dauergrinser: Straßenlage, Schaltung, Lenkung (lediglich der Lenkradkranz könnte etwas dicker sein), drehfreudiger Motor, das können die ingredients zu einem wirklich klassen Tag zu zweit oder zu dritt – wobei es da wie erwähnt einer adäquaten BeifahrerIN bedürfte – sein.

Wie gesagt, lange konnte ich leider nicht fahren, wiewohl mir auch dieser kurze Ausflug enorm viel Spaß gemacht hat. Nur eine Sache ist bei dem kurzen Vergnügen leider etwas untergegangen. Ihr werdet lachen, aber im Nachhinein, als ich die Fahrt noch einmal vor meinem geistigen Auge abspielte, ist mir erst bewusst geworden, dass ich während dem Fahren das dachlose fahren gar nicht wirklich mitbekommen habe! Das soll jetzt aber nicht das Auto schlecht machen, von wegen man wäre zu sehr von der Außenwelt abgeschottet. Wäre ja Blödsinn, in fast keinem anderen Auto bist du der Natur beim Fahren näher! Nein, vielmehr habe ich das auf das wirklich sehr intensive Fahrerlebnis zurückgeführt. Wenn man sich wirklich aufs Fahren konzentriert, dann vermag dich dieses kleine Spaßmobil dermaßen in den Bann zu ziehen, dass du von deiner Umwelt einfach nicht mehr viel mitbekommst. Aber wie gesagt, bist du einmal länger mit dem Gerät unterwegs, wird auch die Welt außerhalb des Autos in dein Bewusstsein eindringen und das Gefühl „Roadster fahren“ zu dem komplettieren, wie man es allgemein gültig definieren könnte.

Zwei Punkte habe ich dann noch anzumerken:
A) Viele sagen, du kommst in dem Auto auch mit dem kleinen Motor aus…vielleicht ist das ja so, ich bin ihn noch nicht gefahren, aber ich könnte wirklich nicht sagen, dass ihm die 160PS irgendwie nicht gut stehen würden. Und selbst mit den 160 Pferden ist das Fahrwerk bei weitem nicht überfordert, soweit ich das sagen kann.
B) Als Resultat des etwas intensiveren Pfeffers in dem Auto ließe es sich auch schon ganz vernünftig bewegen: daquer!! Ich hab’s nicht wirklich probiert, weil nicht mein Auto und schlafen tut der Teufel ja nie, aber die an Bord befindliche Witzbremse kannst du, wenn du es darauf anlegst, durchaus zu Leben erwecken. Wie sich die ganze Sache mit dem kleinen Motor verhält ist natürlich fraglich

Nun wisst ihr, o Brüder, also auch, wie es sich zutrug an jenem Tage, als mir ein weiteres denkwürdiges automobiles Erlebnis beschieden wurde. So verharre ich fortan in stiller Freude über das Leben, den Sommer und meinen Reihensechser und ermuntere euch mit mir ins Gebet einzustimmen, auf dass der Mythos MX-5 nicht durch seinen von Marketingstrategen generierten Blechdachklon geschändet wird und dass sich die Menschheit eines Tages wieder des wahren Cabriogedankens besinnen möge, sodass die nächste Generation des 3er Cabrios beispielsweise wieder mit einem Stoffdach gesegnet sein möge. Sollen Blech- und Stoffdach in friedlicher Koexistenz bestehen, es hat beides irgendwo seine Berechtigung, aber gewisse Heiligtümer haben im Besitze der Stoffdachfraktion zu verbleiben.

Mit roadsterbeflügelten Grüßen,

(c) X

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