Freitag, 14. März 2008

Mazda 6 MPS - Fahrbericht

Hochgeschätzte Glaubensgemeinschaft der Petrolheads. Brüder der Verfechter der hochoktanigen Fortbewegung!

Japaner sind ein unausstehliches Volk. Diesen Satz möchte ich an den Anfang meiner nun folgenden Ausführungen stellen und es fürs Erste gänzlich unkommentiert damit bewenden lassen.

Meinem ersten Statement, welches ich da zugegebenermaßen etwas unwirsch an den Anfang gestellt habe, werdet ihr auch schon entnehmen können, aus welcher Ecke der Welt wohl der Hauptdarsteller dieses Fahrberichts kommen wird…korrekt, es geht wieder mal um einen Mazda. Ich kann Euch wirklich nicht verdenken, wenn ihr nun entnervt Euer Haupt schüttelt und meint, was will er denn jetzt schon wieder mit seinen Reiskochern! Aber haltet einen Moment inne und höret, was ich Euch zu berichten habe… es is zwar ein Mazda, aber ein Mazda mit 260 Rössern unter der Haube…könnte sich also gut entwickeln, dieses „Date“…

Es hat an jenem fraglichen Abend bis 22 Uhr gedauert, bis das Zusammentreffen stattgefunden hat, aber das Szenario hätte nicht besser konstruiert sein können: Dunkelheit, sternenklare Nacht, vor dem Haus parkt ein schwarzer Mazda6 MPS. Im Schutz der Dunkelheit sollte eine gefahrlose und unerkannte Annäherung an dieses Objekt, welchem durchwegs handfeste Qualitäten attestiert werden, möglich sein.
Zum Äußeren ist folglich nicht viel zu sagen, ist aber auch nicht notwendig, es handelt sich um eine gefällige, etwas auf Sport getrimmte Limousine. Also eingestiegen und hinter das Lenkrad des vielleicht tatsächlich wilden Tieres gesetzt, das Ledergestühl in elektrifizierter Weise justiert und gestartet.

Auf den ersten Metern fällt dem Fahrer bereits auf, dass die Servounterstützung in der Lenkung relativ gering ausfällt, was aber für ein Auto mit sportlichem Einschlag mehr als nur notwendig ist, erster Pluspunkt also. Ich habe mir dann den schnellsten Weg aus dem Ortsgebiet gesucht, nachdem ich in ebendiesem einmal den zweiten Gang etwas gefordert habe. In der freien Wildbahn habe ich dem Gerät dann die Sporen geben können, schließlich war es ja von meiner streng geheimen Quelle bereits auf Betriebstemperatur gebracht worden, und ich sage euch, da geht was weiter! Zur Darlegung der Kräfteverhältnisse: Wir sitzen in einem 2,3 Liter Vierzylinder mit Zwangsbeatmung durch Turbolader. Zur Verfügung stehen 260 Pferde bei 5.500 und 380 Nm bei 3.000 Umdrehungen. Und ich muss schon sagen, die 260 PS machen Sinn, in Kombination mit dem Turbo drehen die Gänge echt rasch und mühelos aus, das Auto wird nach dem Gangwechsel und einer kurzen Atempause des Laders durchaus vehement nach vorne gezogen – und geschoben! Interessant an der ganzen Sache ist, dass das Ansprechverhalten in Sachen Beschleunigung selbst bei 170 km/h noch absolut agil ist, da ist wirklich noch Pfeffer dahinter! Zurückzuführen ist die Sache natürlich zum Teil auch auf ein nicht zu lang abgestuftes Getriebe, was gut passt und durch den dargelegten 6. Gang überhaupt vollkommen in Ordnung geht, die Erste reicht übrigens bis 50, die Zweite bis ca. 90. Die Beschleunigung konnte mich fürs Erste also zufrieden stellen. Danach ging ich daran, zu prüfen, was denn der Allrad so bringt, weswegen mich mein Weg auf einen nahe gelegenen Hügel geführt hat, der auch mit der einen oder anderen Ecke aufwarten kann. Zu diesen Ecken dann im zweiten Gang, in einem Drehzahlbereich rund um 3.000, wo der Motor also richtig schön Luft hat und genau am oder kurz nach dem Scheitelpunkt dann die beans gegeben. DAS macht Spaß, sage ich euch! Da gibt’s kein Rutschen, da gibt’s kein Jammern, da wirst du einfach nur aus der Kurve gerissen, da gibt’s nichts als Vortrieb, spitze. Auch das Fahrwerk finde ich, ist durchaus zum Herzeigen, liegt schön straff, ist aber auch kein unkommoder Hund, ganz gut gelöst also. Ebenso wie das Getriebe, da muss irgendetwas anders gemacht werden, als bei den Basis 6er Mazdas, die Gänge sind nämlich wirklich fein zu sortieren, die Wege könnten vielleicht um einen Tick kürzer sein, aber grundsätzlich wirklich ok.

So viel also einmal zu den ersten Eindrücken von den wesentlichen Komponenten an dem Fahrzeug. Zum Innenraum und dem Gesamteindruck, der Komposition kann ich dann auch nicht so viel sagen. Das Dunkel der Nacht hat meine Wahrnehmungen von dem Auto ehrlich ziemlich auf das Wesentliche reduziert. Zum einen achtet man natürlich extrem auf unangemeldeten Querverkehr aus Fauna und Flora und zum anderen ist es schlichtweg viel zu Dunkel um gewisse Sachen wahrzunehmen. Dieser, aufs Wesentliche reduzierte, Eindruck von dem Ding konnte mich bis dahin allerdings sehr gut überzeugen und ich gebe gerne zu, dass der Grinser in meinem Gesicht ein sehr nachdrücklicher war.

Die Probefahrt war aber noch nicht vorbei, keineswegs! Das nächste Ziel war ein wohlbekannter Parkplatz in Amstetten, welcher winters, mit ausreichender Schneeauflage versorgt, für gewöhnlich für allfällige Driftorgien zu Rate gezogen wird. Ich dachte mir, dass passt im Grunde schon, weil Winter ist ja immer noch, theoretisch zumindest, der Schnee fehlt halt, aber so kleinlich darf man da ned sein. Also rauf auf den Parkplatz, die Witzbremse auf Pause geschickt und mal geprüft, wie sich das so verhält mit dem Schlupf bei dem AWD. Nun ja, auch bei dieser Prüfung konnte mich das Ding nicht enttäuschen. In der ersten, wenn der Turbo so richtig loslegt, dann geht der selbst auf dem Trockenen über alle Viere weg und man kann den in den Drift bringen, das is a Freude. Ich gehe davon aus, dass es bessere Allradantriebe (vgl. xDrive) gibt, wo dir das nicht so leicht gelingt, aber der Funfaktor ist phänomenal! Ich hab mich diesem Vergnügen aber dann nicht lange hingegeben, denn einerseits hat man mit den Winterreifen auf dem Trockenen naturgemäß halbwegs an kramperten Abrieb zu gewärtigen – und schließlich sind’s ja ned meine Hufe – und andererseits sind die angesprochenen Schneeschuhe halbwegs laut beim Wheelspin…eingedenk des nahe liegenden Altersheims und der fortgeschrittenen Stunde vielleicht eine potentielle Gefährdung des Lebens von so manchem Heiminsassen. Und ich möchte mir schließlich dann nicht nachsagen lassen, dass der MPS der Bote des Herzpatschens war…der Patschen kam auf schreienden Sohlen….nana, des hab i dann lassen!

Ok, driften funktioniert also auch, die nächste Station war dann der Autobahnzubringer, eine beliebte Elastizitäts-Teststrecke, wobei am Fuße dieses Anstiegs noch eine 70er Beschränkung ist, welche alsbald aufgehoben wird und deren Fahrspuren zwei dargeboten werden. Und wie es der Teufel so will fand sich vor mir ein „überholungswilliges“ Opfer ein und hinter mir ein Golf, der mir mit Näherrücken des gestrichenen 70ers doch immer näher an die Stoßstange kam. Also den Dreier engagiert und das Opfer erlegt…der Golf war dann ziemlich rasch ziemlich weit weg, ich hatte ziemlich rasch einen Gorbach auf der Uhr stehen und war froh, dass mich mein trübes Auge in der Dunkelheit keine allfälligen Blaulichter am Dach dieses Golfs übersehen hat lassen…

Der Grinser war immer noch in meinem Gesicht und so forderte ich den MPS zur letzten Challenge an diesem Abend heraus: 0-100. Im haargenau richtigen Drehzahlbereich von der Kupplung gelassen, beißen sich die vier Hufe schon halbwegs in den Asphalt und so erreichte ich nach handgestoppten 6,61 den Hunderter. Eingedenk der Werksangabe von 6,6 auf Hundert und auch unter Einberechnung allfälliger Mess-Unschärfen durch die Handstoppung war ich mit diesem Wert ganz zufrieden und brachte damit meine Testfahrt zu einem Ende.

Abschließend bleibt mir zu meinem Testkandidaten, dem Mazda 6 MPS, zu sagen, dass der Motor wirklich gut geht, seine Leistung sehr spritzig zur Entfaltung bringt, die Anschlüsse im Getriebe ganz gut passen und der Allrad das ganze dann wirklich souverän auf die Straße zu übertragen weiß. Vom gesamten Auto her, Haptik, Qualitätsanmutung und so weiter kann ich wie gesagt nicht viel sagen. Als Kritikpunkte muss ich ins Rennen führen, dass der Vierzylinder wirklich sehr unspektakulär klingt. Ein leises Turbopfeifen ist zum Vernehmen, das ist fein, aber ein bissal Soundengineering dürfte man sich schon erwarten. Darüber hinaus haben die Bremsen – zumindest anfangs a bissl gerupft, das hat sich aber mit der Dauer der Probefahrt a bissl gelegt, vielleicht passt dass jetzt auch so, zupacken tun sie jedenfalls ordentlich und Vertrauen erweckend. Dann bleibt noch der Gesamteindruck vom Fahren, was wirklich viel Spaß gemacht hat, allerdings fühlt sich das Auto schon ziemlich hektisch an. Irgendwie lässt die gesamte Charakteristik des Motors und der Abstimmung keine rechte Ruhe ins Auto kommen. Also man kann schon gemütlich durch die Stadt cruisen, aber sobald man den zum Drehen beginnt, da is Schluss mit Ruhe, aber vermutlich soll das bei dem Gerät auch so sein. Ich denke, der Limousinen – Gedanke ist da eher im Hintergrund und das gesamte Konzept ist eher in die Richtung Subaru Impreza und Mitsu Evo zu verstehen, wiewohl die beiden natürlich noch weitaus radikalere Vertreter ihrer Gattung darstellen.

Die Japaner sind jedenfalls ein unausstehliches Volk. Nicht genug, dass sie von irgendwoher erfahren haben, wie man Roadster baut, nein, jetzt ist auch der Kreis der Hot-Limousines durch sie um einen Vertreter erweitert worden…Danke dafür!

mit hochoktanigen Grüßen,
© X
k
PS: Es handelt sich um Symbolfotos! Es stehen leider keine Fotos vom tatsächlich gefahrenem Fahrzeug zur Verfügung.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Brüder, Eidgenossen der speed-limit-Nihilisten!

Gerade hab ich mir den verfassten Fahrbericht noch einmal zu Gemüte geführt und musste feststellen, des passt ned. Der Bericht, den ich euch geschickt habe, spiegelt nicht ganz wahrheitsgetreu wider, was sich in jener Nacht zugetragen hat. Er bringt einfach nicht das zum Ausdruck, was dem Auto ehrlicherweise gebühren würde. Ich führe das darauf zurück, dass direkt nach so einer Testfahrt schlichtweg der falsche Zeitpunkt ist, um seine Erlebnisse in Worte zu fassen. Man kann seine Gedanken wohl nicht in die richtigen Worte kleiden und zu einer präzisen Schilderung kanalisieren, wenn man so wie ich gestern, noch mit einem massiven Grinser im Gesicht und einem generellen Gesichtsausdruck, der dem eines zugedröhnten Junkies entspricht, vorm Computer sitzt und apathisch irgendwelche Tastenkombinationen in die virtuelle Welt der Lyrik klopft. Dementsprechend konnte ich auch massive Anwandlungen der Legastenie an mir feststellen, so zielsicher, wie ich da alle Tasten verfehlt habe.

Jedenfalls fühle ich mich bemüßigt, nun, da ein Tag ins Land gestrichen ist, noch mit ein paar Klarstellungen aufzuwarten:

Es woar geil.

Ja, i hab das gestern ned so wirklich zum Ausdruck gebracht, aber des Auto geht und macht Spaß, des is wirklich und ernsthaft a Wucht! Es stimmt, dass es im Grunde a bissl a nervöses Auto is, owa des passt! Des stimmt afoch a so! Die Art und Weise, wie du in jedem Gang des Drehzahlbandl hinaufjagst, so wie a Expander dir normalerweise in die Fressn haut, wann a dir auskimmt und vor allem, wie des Auto des bis in den vierten Gang absolut unbeeindruckt mit demselben Hallo veranstaltet – na bitte, wos soist di do aufregen! Dass ma vo kan M5 oder S6 reden, des is jo eh kloar, den Maßstab will jo ah kana setzen. In diesen Fahrzeugen wird dir wahnwitzige Leistung in einer absolut noblen und gediegenen Hülle präsentiert. In dem MPS wird dir hoid nur…ausreichend (*gg*) Leistung dargeboten und des rundherum is halt afoch a gscheide Hetz! Dafür verlangens owa a um a Spur weniger Entgelt für des Paket. Oiso passt des! Und es passt ned nur, es is klass!

Darüberhinaus hob i heut scho wieder so an MPS fahren gseng und i muss a zugeben, für eine japanische Viertürige Limousine schaut des Auto durchaus fesch aus, is jedenfalls der momentan attraktivste Vertreter seiner Gattung…außen vor natürlich da Evo Mitsu als etwas radikales Gerät…
Na, aber um das Design jetzt ned gar zu damisch übern grünen Klee zu loben: es is stimmig, sag i.

Ja und die Leistung, 260 PS, afoch super. Wenn du ihn richtig erwischst und das optimale Grip-Potential aufbaust, da is ein Null auf Fünfzig owa so gach vorbei, des is echt a Hetz! Die Erste reißt du auf, des kann was. Gekoppelt mit dem AWD…i kann’s ja gern zugeben, owa i hab nu nie so akurat aus ana Eckn herausbeschleunigt, wie das gestern der Fall war! Zwei Daumen hoch für die Macht der vier betriebenen Sohlen, Hagottsackra, des is a Hetz!

Fazit: I moa, wir ham’s da mit an wirklich gschmeidigen Auto zu tun…obwohl es ein Japaner is…aber unter den gegebenen Voraussetzungen und der passenden Erwartungshaltung - Hut ab.

So, jetzt will i aber mein draufgegebenes Evangelium zu einem Ende bringen, und fortan in stiller Eintracht in Erinnerungen schwelgen. Und von der Hoffnung lasse ich mich tragen, dass dieses Jahr noch mit ein paar weiteren automotiven Höhepunkten aufwarten möge. Amen, ich sage euch, das Leben ist schön, erfreuet euch desselben und lasset uns ergötzen an den Früchten der motoristischen Ingenieurskünste…

(C) X