Montag, 25. Februar 2008

BMW 645Ci SMG - Fahrbericht


Mein hochgeschätzter Teilzeit-Nachbar hat mir die Möglichkeit gegeben eines der wohl exaltiertesten Autos unserer Zeit fahren zu können.
Ja, ich hab mich hinters Lenkrad seines 645Ci’s gespannt, welches mir der gute Mann anvertraut hat und ich ehrfürchtigst genossen habe!

Fakten:

4.4 Liter V8
333 PS
450 NM
0-100 Km/h: 5,6 Sek.
Saphirschwarzmetallic
Leder Exclusive Pearl Cremebeige
Sportsitze
19“ Felgen mit 245/40 vorne und 275/35 hinten
SMG (da werde ich noch einige Worte dazu verlieren), eigentlich Vollausstattung, außer Dynamic Drive (Wankstabilisierung), Aktivlenkung und Kurvenlicht.
Meines Erachtens ist Aktivlenkung verzichtbar, aber die Wankstabilisierung mittels Dynamic Drive ist schon ein gutes Ding.

Nun zum Fahrbericht, ich muss gleich vorwegschicken, dass ich sehr viel über SMG schreibe, weil es a) meine erste Fahrt mit SMG war und b) der 645Ci an sich ein geniales Auto ist, da braucht man gar nicht mal mehr zu darüber zu schreiben!

Also, Motor angeworfen und bei geschlossenen Fenstern hört man innen gar nicht soviel vom V8, lässt man aber die Fenster runter dann brabbelt’s schon passabel.
Noch besser ist es man steht selber bei den Endrohren und der Fahrer gibt Gas, da tut sich soundtechnisch was auf und das bei einer Serienauspuffanlage.
Los gehts, ich setz mich rein, park aus, und möchte im Automatikmodus des SMG Getriebes gemütlich und mit wenig Touren wegfahren, so wie ich es halt von einer Wandlerautomatik gewöhnt bin. Denkste, SMG dreht die Gänge gleich mal halbwegs aus. Das ist schlecht wenn man im Ort kein Aufsehen erregen will…noch schlechter ist es aber wenn auf einmal die Zugkraft unterbrochen wird, man mit dem Oberkörper äußerst ungraziös nach vorne wippt, in ein gefühltes 2-Minuten-Zeitloch fällt, um dann darauf wieder in den Sitz gedrückt zu werden, weil SMG den 2. Gang detonieren lassen hat.
Das war also der erste Gangwechsel…automatisch, MMMHHH??? dachte ich mir, fühlt sich an, als würde ein Fahranfänger nervös mit der Kupplung spielen. Also gleich mal auf manuelles Schalten gewechselt und Sporttaste für zackigere Gangwechsel angewählt.
Jetzt heißts Schaltpaddel bedienen. Ich bin ein großer Freund von Schaltpaddeln weil man seine Pratzen schön am Lenkrad lassen kann.

So. Kreuzung. Zum Stillstand gekommen. Perfekt denk ich mir, jetzt gebe ich ihm die Sporen. Und tatsächlich, Gaspedal durchgedrückt und der Wagen schießt los, mein lieber Freund da meißelt’s einem Grinser ins Gesicht. Die aber schlagartig nach ca. 3 Sekunden Vollgas bei ca. 6500 U/min wieder verfallen, wenn man per Fingertipp den 2. Gang einlegt. Kreizsackarament, jetzt hauts mir schon wieder Bocksprungmäßig meinen Oberkörper nach vorne weil SMG automatisch ausgekuppelt hat, den 2. Gang einlegt und nach einer Gedenksekunde den 2. Gang ans Getriebe reicht.
Also wieder nicht die 100%ige Lösung für die sportliche Hatz.

OK, nach soviel Gejammer bedarf es wohl einer kurzen Erklärung wie SMG funktioniert. Tja, eigentlich ganz einfach. Man legt den Gang ein und drückt einfach aufs Gaspedal und schon fährt das Auto los. Langsam bei wenig Gas, schneller bei mehr Gas. Geht man dann vom Gas wieder runter ist automatisch ausgekuppelt. Würde man z.B.: bergauf stehen, so würde dann das Auto einfach nach hinten rollen. Gibt man wieder vorsichtig Gas kann man das Auto mit dem Gaspedal balancierend auf der Stelle halten, gibt man noch mehr Gas fährt man wieder vorwärts…geht man dann wieder vom Gas runter, rollt man aus und würde danach wieder rückwärts rollen. Also genauso wie bei einem Auto mit Kupplung, nur dass man alles alleine mit dem Gaspedal steuert. Der Unterschied zur Wandlerautomatik besteht darin, dass man beim Wandler bereits wegfährt wenn man von der Bremse geht. Und bei einer Berganfahrt würde das Auto nicht nach hinten rollen, sondern „fixiert“ stehen bleiben.

Es ist so, dass das SMG ja eigentlich ein normales Handschaltgetriebe ist, die Kupplung aber automatisch betätigt wird, sobald man per Fingertipp (oder eben automatisch im Automatikmodus) den Befehl zum Schalten gibt.
Das ganze dauert im Fahrbetrieb ein paar Hundertstel Sekunden, ist ja beim normalen Hand-Schaltvorgang auch nicht anders.
Problem ist: wenn ich Herr über Kupplung, Gas und Schalthebel bin, dann bestimme ich mit welcher Vehemenz oder smoothness ich diese drei Variablen zueinander ausrichte. Wenn ich den Motor voll ausdrehe geh ich kurz vom Gas, kupple schnell aus, reiß den nächsten Gang rein, kupple gleich drauf wieder schnell ein, gebe gleichzeitig wieder Gas, und schon geht das muntere Drehzahlorgeln weiter. Oder: im Ortsgebiet untertouriges fahren, langsames auskuppeln, lange vom Gas weg, Gang gemütlich einlegen, und noch gemütlicher einkuppeln, alles so wie ich es mir vorstelle.
Man könnte sagen dass daher kein Gangwechsel dem anderem gleicht, weil man immer selber über den ganzen Ablauf bestimmt, und der Mensch ja über keine Uhrwerkspräzision verfügt.
Bei SMG ist es anders. Da ist oben genanntes Zusammenspiel immer gleich.
Egal ob ich bei 2000 U/min. gemütlich vom 3. in den 4. Gang schalte, oder bei 6800 U/min. von 1. in den 2., der Gangwechsel dauert gleich lang, mit der gleichen Intensität…
(Wobei ich sagen muss, dass die gemütlichen Gangwechsel eh gut funktionieren, da passt die Unterbrechung, aber fürs zackige Hochschalten ist es einfach zu langsam.)
ABER: das Runterschalten, ja, das Runterschalten das kann SMG, und zwar sehr gut sogar.
Denn da wird flott und ungeniert Zwischengas gegeben, auch hier läuft der Schaltvorgang immer gleich ab, aber beim Runterschalten finde ich ist es nicht so störend wenn’s a bisserl länger dauert. Das automatische Zwischengas hat dafür gesorgt das ich im Ortsgebiet auf gleicher Höhe von 2 Joggern deren beider nackte Unterschenkel eine Portion Auspuff Gedonnere entgegenfeuerte als vorzüglich vom 3. in den 2. Gang auf meinen Befehl hin runter geschaltet wurde. Echt cool, das funktioniert….gepaart mit schaurig-schönem Fauchen ….mmmmhhh ein Spaß!

Ich möchte da jetzt SMG nicht generell Verteufeln (es gibt ja auch Glücksmomente, siehe Zwischengas runterschalten), denn in den BMW M-Modellen ist es schärfer abgestimmt. Da kann man auch zwischen 6 Schaltgeschwindigkeiten wählen. (Stufe 1: unerträglich-langsam-mit-Kopfnicken, bis Stufe 6: 80-Milisekunden-gewaltigst-Gang-reinprügeln)
Genau das fehlt aber beim normalen 6er…und beim zügigen Hochbeschleunigen wäre ein schnellerer Schaltvorgang schon erwünscht.
Es wird wohl auch so sein das man sich erst daran gewöhnen muss, aber warum soll ich mich als Käufer eines 120.000 Euro Autos erst über mehrere 100km an die Schaltung gewöhnen??
In diversen BMW Foren wird ja das SMG Getriebe (aber auch Ferrari F1 Getriebe, Lamborghini E-Gear) heiß diskutiert. Die einen lieben es, die anderen hassen es.
Ich stehe da momentan noch dazwischen, kann aber sagen dass es in den zivilen BMW Modellen echt verzichtbar ist.

Genug des Getriebe Disputs!
Das ein 645er echt a scharfer Schlitten ist, ist wohl keine Frage, die Sportsitze sind perfekt, der Innenraum unerwartet hochwertig (ja, beiges Leder, und schwarzes Birkenholz machen was her), Lenkrad liegt perfekt in der Hand.
Naja und über die Optik braucht man wohl nicht streiten, entweder der 6er gefällt oder eben nicht. Ich zähle mich Zweifelsohne zu ersteren.

Durch das erstaunlich niedrige Gewicht von nur 1617 Kg Leergewicht (wir sprechen ja immerhin von einem Oberklasse-Coupe mit V8) bei dem von mir gefahrenem Modell, lässt sich der Wagen echt sauber und leicht durch die Kurven zirkeln, sehr erstaunlich, auch wenn er keinen Wankausgleich hat (Dynamic Drive).
Trotz der immensen Größe (4,82m Lang, 185,5m Breit) kein Gefühl von Behäbigkeit oder sonstigen Widrigkeiten.
Der Wagen ist trotzdem sehr komfortabel, und wie maßgeschneidert für eine Grand Tour.
Nur a bisserl breit kommt er daher, kommt zwar der Optik zugute, aber beim Überholen auf kurviger enger Strasse muss man da doch ein bisserl aufpassen, da kanns schon mal eng werden.
Aber auf breiter Strasse kann man mit dem 6er echt fliegen, Stressfrei, frei von Nervosität.

Der Motor ist allererste Sahne. Ein Traum. Echt, dieser V8 ist schon gehobene Ingenieurskunst. Und der Spruch ein Hammer. Tiefes V8 Brabbeln und dann so richtig geiles röhren. Und anziehen tut der auch gewaltig. Aber noch beeindruckender ist das schnelle und mühelose hochdrehen dieses mustergültigen Motors!

Alles in allem hat mich der 6er sehr schwer fasziniert, und hat sich in meiner Autoliste ganz leicht an so Kapazundern wie handgeschalteten BMW 740i’s, oder auch aktuellen A8 4.2 Quattro’s vorbeigemogelt.
Aber einen konnte er nicht schlagen, gegen einen Porsche 911 hat der 645Ci keine Chance, auch wenn er als Handschalter antreten würde. In der Knackigkeits-Skala steht da halt doch Porsche doch in einer ganz anderen Liga als BMW. Aber der 6er will das ja auch gar nicht, und das muss man ihm zugute halten. Ich hingegen steh auf knackiges Fahren, und deshalb auch auf Porsche, wobei man aber als geneigter BMW Fanat nicht auf solches Verzichten muss, man braucht nur eine Liga unterm 6er schauen, da tummeln sie sich schon, die M3’s und die Z4 M’s….
k
Da mein hochverehrter Teilzeit-Nachbar aber mehr auf Frischluft steht, hat das 6er Coupe leider die Garage schon wieder verlassen müssen. Dafür ist ein 645Ci Cabrio mit Steptronic und Dynamic Drive und sonstiger Vollausstattung eingezogen....ich hoffe ich kann Euch auch über dieses Gefährt in Kenntnis setzen...mal schauen ob die obigen Lob-Hudeleien fruchten werden *g*, goi Herr Nachbar!

Mit hochoktanigen Grüßen

© M

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Smg ist ja ein automatisiertes Schaltgetriebe.

Die kritisierte Zugkraftunterbrechung beim Schalten gibts natürlich bei manuell geschalteten Getrieben auch, nur fällts da nicht so auf:

Man geht vor dem eigentlichen Schaltvorgang v o m Gas, wechselt den Gang und nach dem Einkuppeln gehts erst wieder aufs Gas.
Je nach Können des Fahrers bewegt sich der Kopf der Passagiere mehr oder weniger :)

Jetz is es natürlich so, dass man bei den automatisierten Schaltgetrieben dazu verleitet wird, die Gänge unter Last(Volllast ?) wechseln zu lassen(is ja auch eine Automatik...?!). Da eben konstruktionsbedingt die Zugkraft unterbrochen werden muss, gibts den Ruck.
Viel Gas = großer Ruck beim Schalten(was beim Racen ziemlich egal ist, außerdem kann das Getriebe viel schneller schalten, als man manuell dazu in der Lage ist)

Geh also mal, wie beim manuellen Getriebe, während des Schaltvorgangs vom Gas und das Kopfnicken ist verschwunden.

Ob das Smg konstruktiv die beste Lösung ist, darüber kann man natürlich streiten.

lg m