Montag, 29. Oktober 2007

Opel GT 2.0 Turbo (Fahrbericht)

Jetzt wird’s windig, schnell und richtig lustig. Der Ostersonntag heurigen Jahres hielt ein besonderes Osternest für mich bereit. Mein ältester Bruder – sonst eher nicht so ein Hardcore-Autofanat – hat für das gesamte feierliche Wochenende einen neuen GT zur Verfügung gestellt bekommen. Es war ein herrlich schöner, voll Sonnenstrahlen und Wärme durchzogener Tag als ich mich in die Höhle des schwarzen, mit Bi-color schwarz/rotem Leder ausgekleidetem, Innenraum begab um meinem Haupthaar zu zeigen wer der Herr der Winde ist. Selbst eine mit 3-Wetter-Taft zu Beton gesprühte Haarpracht würde hier wohl als Ganzes entwurzelt werden. Erster Eindruck nach dem Einsteigen: jawohl, proper Roadster, eng, keine Ablagen, man sitzt sehr tief, Schaltknüppel fällt perfekt in die Griffweite der rechten Hand. Wird der Schalthebel dann unterwegs auch dementsprechend oft benutzt, so bekommt man bei diesen Anlässen immer wieder eine interessante Äußerung des Gespanns Motor und Auspuff zu hören. Denn bei jeder Gaswegnahme pfeift das Wastegate des Turbos eine kleine Standarte der Erleichterung, dass der Überdruck aus den 4-Zylindern wieder entweichen darf. Ich bin ja nicht wirklich ein Fan vom 4-Zylinder Sound, äähmm, wer is des überhaupt? Aber es gibt schon die eine oder andere Ausprägung die man als akzeptabel bis gelungen bezeichnen darf. Und der GT darf als akzeptabel durchgehen. Der Grundtenor des Sounds is eher auf der braveren Seite, aber das Turbopfeifen und der mit Anstieg der Drehzahl auch ansteigende „Geräuschpegel“ entpuppen sich als nette Begleiter beim Windböen durchfurchen. Hoppla, Falsch, man verursacht die Windböen ja selbst, Haha! Also mit den 264 Pferden und vor allem dem Wahnsinns Drehmoment welches dieser 2.0 Liter Vierzylinder aus seinen Brennräumen presst hat man mit den 1,4 Tonnen GT leichtes Spiel den Führerschein an die Uniformierten zu verlieren. Leistung und Drehmoment geben ab 2500 U/min einen äußerst festen Händedruck ab.


Ab besagter Drehzahl hat der Turbo bereits vollends seine Backen aufgeblasen und der Antritt lässt bis zum Begrenzer in keinster Weise nach, toller, geiler Schub. Bevor der 2500er erklommen wird, ist es aber auch nicht lethargisch, das sei ebenso vermerkt. Opel hat redlich versucht – und es auch fast geschafft – das Turboloch zu eliminieren. Fahrwerk is nicht knüppelhart wie ich fand, im Gegenteil, hätte sogar für meinen Geschmack durchaus noch einen Tick mehr Härte vertragen, ich schreibe dies u.a. dem „hohen“ Querschnitt der Reifen zu, 245er mit 45 Querschnitt auf 18“ sind vielleicht um 5%-Punkte zu viel der Höhe. Aber egal, Karosserieseitig gab’s überhaupt keine Mätzchen, sprich kein Knarzen, kein Knurren oder sonstige Unzulänglichkeiten die Karosseriesteifigkeit betreffend. Das Interieur ist schön gestaltet, funktionell, übersichtlich mit einem Hauch von Luxus (Mittelkonsole in Klavierlack-Glas Optik, hat sich auch gut angegriffen). Von der Technik her also ein durchwegs gelungenes Arrangement, Motor längs vorne, Antrieb hinten, super Sitzposition, knackiges Getriebe, also da kann man ruhig ein Hackerl vor der am geistigem Auge erscheinenden „to-do-list“ setzen. Optik außen: Ich war sofort von den ersten Fotos des Autos begeistert und diese Begeisterung hat sich dann im real life umso mehr bestätigt. Mir taugt er. Klar ich würde einen Z4 3.0 (s)i dem GT vorziehen. Der Sechszylinder Sound, die gleichmäßigere schon ab Leerlaufdrehzahl anstehende Kraft ist einfach unschlagbar. Ja und ein Z4 is Alltagstauglicher (jetzt spinnt er, schreibt von Alltagstauglichkeit bei einem Roadster…). Aber für den GT sprechen ein unschlagbares Preis/Leistungs- und bemerkenswertes Preis/Spaß-Verhältnis. Zum Neupreis von rund 35.000 Euro hat man alle Extras an Bord, sprich Vollleder, 18“, Klimaautomatik usw. Die Verdeckkonstruktion is etwas spartanisch und der händische Zu- und Aufmachprozess mühsam, da sind Z4 oder der neue TT Roadster die Referenz. Aber diese Kandidaten sind gleich ausgestattet in der 250 PS-Klasse dann um rund 15.000 bis 20.000 Euro teurer!!


Fazit: echt ein geiler Renner für sonnige Tage, den Begriff Zweitwagen definiert der GT ziemlich eindeutig, denn ein TT oder auch ein Z4 würden im Alltag um ein vielfaches besser bestehen (Ablagen, Kofferraum, Verdeckmechanismus,…). Aber zur richtigen Zeit auf der richtigen Straße werden diese Argumente vom Wastegate weggeblasen! Mit taugt es, dass Opel so einen geilen Schlitten auf die Räder gestellt hat! (Klar, der GT ist die dritte "Version" der bereits in den USA erhältlichen Modelle Saturn Sky und Pontiac Solstice, aber die einzig richtige "Version" mit Power und vernünftigem Fahrverhalten, europäisch halt!)

Opel GT 2.0 Turbo
4-Zylinder
264 PS bei 5300 U/min.
353 NM zwischen 2500 und 5000 U/min.
245/45/18 vorne und hinten
5-Gang-Handschalter


(c) M

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