Montag, 4. Februar 2008

Bugatti Veyron - Erlebnisbericht



Freunde der stilvollen und artgerechten Fortbewegung, Brüder und Schwestern im Geiste,

Dieses Mal kann ich Euch zwar von keinem Meisterstück der Ingenieurskunst berichten, welches ich aktiv bewegen konnte, die Vorfälle in der jüngsten Geschichte sind aber dennoch einer schriftlichen Dokumentation würdig, weswegen ich mich bemüßigt fühle, meine Worte an Euch zu richten.

Wie sicher keinem von Euch entgangen sein wird, wurde im Jänner wieder zur Vienna Motorshow geladen. Also habe ich frühmorgens einen anderen Gläubigen unserer Runde abgeholt und auf ging’s zur Messe Wien. Da wir trotz der kurzen Nacht (Abends zuvor saß man noch in gemütlicher Runde zusammen und irgendwie passierten die Hopfenkaltschalen, welche vom Barmann sehr zuvorkommend serviert wurden, an diesem Abend besonders leichtfüßig die dürstende Kehle) bereits zu zeitiger Stunde vor Ort waren, konnten wir uns die erste Halle sehr detailliert und ohne viel Gewusel zu Gemüte führen.
Denjenigen von Euch, welche sich nicht gänzliche Wintersport-Nihilsten nennen, wird auch nicht entgangen sind, dass just an dem Wochenende der Vienna Autoshow auch das Kitzbühelwochenende am Kalender eingetragen war. Bis wir in der zweiten Halle, mit allen deutschen Herstellern angekommen waren, war die Abfahrt bereits im Gange und alle Stände zeigten diese auf diversen Monitoren bis hin zu ganzen Leinwänden. Und da es gerade einen Amerikaner furchtbar auf die Nuss gehaut hat, standen unglaubliche Menschenmengen schockierten Blickes vor diesen Anzeigetafeln und es war so gut wie kein Weiterkommen mehr festzustellen. Noch dazu rächte sich schön langsam der Vorabend und ich konnte die teuflische Absicht im Handwerk eines Barkeepers erkennen. Jedenfalls wurde alles in allem ein wenig viel, die Halle wurde eiligen Schrittes absolviert.


Schließlich sind wir am Schrein von Bugatti angekommen. Dort war zwar kein Monitor installiert, dafür hatten die was anderes zu zeigen, was die Menschen ebenso in den Bann zog, wie die Brezn vom Ami: den Veyron – no na ned. Ich habe meinem Glaubensbruder aber dann nahe gelegt, er möge so wie ich Tags zuvor ins technische Museum pilgern (Ausstellung Chromjuwelen), dort bekomme er ebenjenes Gerät auch zu Gesicht.

So haben wir die Ausstellung dann bald fluchtartig verlassen und haben nach einer höchst notwendigen Stärkung die Autobahn Richtung Heimat gewonnen…so viel zur Vorgeschichte.

Wir waren von keiner Eile getrieben und irgendwie war mir nach dem Vorabend nach gemütlichem cruisen zu Mute. Also waren wir mit höchst zivilen 130 km/h unterwegs, fachsimpelten ausgiebigst über Gott und die Welt und passierten autobahns soeben das Stift zu Melk, als plötzlich das unglaubliche passierte:

Mein Auge schweifte einfältigen Blickes und trübe über meinen Rückspiegel, nahm nur beiläufig das soeben darin gezeigte Bild war und wanderte weiter, als ich plötzlich meinen Augen nicht mehr zu trauen glaubte. Hatte ich richtig gesehen? Ich blickte abermals in meinen Spiegel und da war er. Direkt hinter mir. In voller Pracht. Ein Bugatti Veyron. IN NATURA.

Der blechgewordene Overkill an Ingeniosität verweilte natürlich nicht lange hinter mir, und hat mich umgehend versägt. Unsere Aufgabe war klar: an die Fersen heften! Also kurzerhand den Dreier engagiert und sich eingereiht, in den Rattenschwanz an Fanaten, den der glückliche Pilot bereits am Arsch kleben hatte. 130 km/h waren also fortan uninteressant, der ganze vorige Abend vergessen: mit 170 waren wir am Bugatti dran. Ich sage Euch, wenn der von wem eingebremst wurde und dann, sobald die Überholspur wieder frei war, wieder aufs Gas ging, so war das mit Sicherheit nicht Vollgas, aber die Vehemenz, mit der sich dieses Auto Richtung Horizont schießt – genial!

Unser Glück fand jedenfalls noch kein Ende und als wir gerade darüber beratschlagten, wie weit wird dem guten Stück folgen wollen (hatte ein deutsches Kennzeichen…), setzte dieser bei Amstetten Ost den Blinker. Die Frage hatte sich also erübrigt, wir waren auch von der Autobahn unten. Und dann wieder großes Kino beim Einbiegen in die Bundesstraße. Wir hatten natürlich die Fenster schon unten und warteten direkt hinter dem Veyron, dass dieser anfährt. Der Fahrer ist dann höchst zivilisiert weggefahren und der Sound von diesem W16 – unwahrscheinlich, einfach grenzwertig!


Das Ziel des guten Mannes war ein Sportflugplatz in der Nähe von Amstetten, wo wir uns dass Gerät dann noch in aller Ruhe aus nächster Nähe verinnerlichen konnten. Da standen wir, zwei Brüder im Geiste der Oktanzahl, vor einem mobil gewordenen Denkmal. Nass, schmutzig, sich kalt knisternd. Die Kulisse war genial. Nicht genug, dass man ein Auto solcher Dimension zu Gesicht bekommt – es ist Winter! Überall Salz und Dreck auf den Straßen! Und dieses Auto wird gefahren, als wäre es irgendein Brot und Butter Auto, einfach so. Dieses Auto, wo alleine der Blinkerhebel so viel kostet wie ein ganzer Dacia Logan, steht an diesem Jännersamstag vor uns. Leibhaftig.


Diese Stunde, in der sich diese Begebenheiten abgespielt haben, wird wohl noch für sehr lange Zeit in meinem Geiste eingebrannt bleiben…Und daher danke ich dem Herrn voller Ehrfurcht für diese freudenreiche Zusammenkunft, und dass er mir ein weiteres automobilistisches Erlebnis höchster Natur bereitet hat.

Mit hochoktanigen Grüßen,
© X


1 Kommentar:

Die Motoristen hat gesagt…

Super! Da Veyron mit ana Letten drauf! Herrlich! Genau so muss das sein! Ein Auto gehört gefahren, den Menschen auf der Strasse gezeigt und net poliert in die klimatisierte Garage gestellt, wo sich niemand über das Auto - außer dem Besitzer - freuen kann! Sehr schön, Veyron im Winter! Passt doch, für was hat er Allrad?! © M